Meine Reise in die Vergangenheit

Vor zwei Wochen durfte die Rolleicord bei mir einziehen. 

Große Freude herrschte im Hause Tabken und heute, nach den ersten verschossenen Filmen, ist die Freude noch gestiegen. 

 

Es ist eine Wonne, mit dieser Kamera zu arbeiten und mich auf ihre Langsamkeit einzustellen. 

 

Auch die ersten Fehler gehören sicherlich dazu. 
Beim Entwickeln der ersten beiden Filme hatte ich das Mischungsverhältnis für den Fixierer falsch abgelesen und ihn mit 1:50 statt mit 1:5 angesetzt. Diese beiden Filme sind mittlerweile vollkommen zerstört. 
Lehrgeld halt. 

 

 


Die Rolleicord verändert nicht nur meine eigene Wahrnehmung. 
Ich versuche, meinen Blick auf das quadratische Bildformat einzustellen. Gewöhnungsbedürftig, aber machbar. 

 

Aber auch die Menschen um mich herum reagieren auf eine so alte Kamera anders als auf eine "normale" Spiegelreflexkamera. 

 

Viele Passanten nehmen mich gar nicht als fotografierenden Menschen wahr, wenn ich mit der Kamera vor dem Wanst, von oben hineinblickend, meinen Bildausschnitt suche. Sie laufen auf mich zu, um dann ein paar Schritte vor mir auszuweichen um eine Kollision zu vermeiden. 

Der junge Mann mit seiner Nikon D750 mit großem Weitwinkel-Glas, der drei oder vier Meter neben mir steht und die Feldherrenhalle fotografiert, wird von allen Passanten mit einem lockeren Drei-Meter-Radius umrundet. 
Gehört sich ja so! 

Auf meinen Streifzügen ist mir das nun schon mehrfach passiert. 
Wer keinen schwarzen Kasten vor dem Schädel hat und da durchguckt, macht keine Fotos. 
So einfach ist das. 
OK, Tablets. 
Tablets und Handys nehmen immer mehr Raum ein in der Welt der Fotografie. 
habt Ihr schon mal einen Selfiestick gesehen, an dessen Ende ein ausgewachsenes Tablet klebte?
Ich schon. 
Letzte Woche auf dem Marienplatz. 
Sehr skurril. 

 

Da lobe ich mir doch meine Alte Dame, die mir so viel Zeit lässt, wie ich brauche. 
Ausrichten, Belichtung messen, Bildausschnitt wählen ... 
Schöööön! 

Und dann gibt es noch "die anderen", meist älteren Semester, die erkennen, was ich da habe und mich ansprechen. 
Das sehr freundliche ältere Ehepaar, das neben mir auf der Brücke steht, als ich dieses Bild hier aufnehme. 
Der Mann spricht mich an und erzählt mir, dass er so eine Kamera auch noch hat, sie aber schon lange nicht mehr verwendet. 
Die digitale Fotografie hat für ihn zu viele Vorteile. 

Wir unterhalten uns eine ganze Weile sehr angeregt zu dritt und gehen dann unserer Wege. 

 

Ich bin mir ganz sicher, dass mich niemand angesprochen hätte, wenn ich mit meiner EOS 7D dort fotografiert hätte. 

Mittlerweile bekommt auch das Entwickeln der Filme eine gewisse Routine, die Ergebnisse werden vorzeigbarer. 

 

Habe ich am vergangenen Samstag Abend für das Einspulen meines ersten Filmes auf die Entwicklungsspirale noch eine geschlagene halbe Stunde gebraucht, so flutschte der letzte Film gestern Abend in nicht ganz einer Minute auf die Spule. 
Geht doch! 

 

 

Ich habe das starke Gefühl, dass die Alte Dame und ich noch viele gute Stunden miteinander haben werden! 

 

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