... sagt Ansel Adams!

Scheint das nur mir so, oder ist es tatsächlich eine um sich greifende Masche, dass jedes zweite Foto, das ich zu sehen bekomme, mit dem Zitat irgendeines berühmten Fotografen garniert daher kommt?

Es gibt viele schöne, treffende und teils humorvolle Zitate, die bekannten Fotografen zugeschrieben werden.


Wie bei allem, was heute so durchs Internet geistert, darf getrost bezweifelt werden, ob das alles so seine Richtigkeit hat bzw. ob derjenige das wirklich jemals so gesagt hat.


Eines der bekanntesten Zitate des letzten Jahrhunderts wurde immerhin von seinem "Urheber" in dessen Autobiographie erst so schön publikumswirksam aufgehübscht ...

"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!"

hat Michail Gorbatschow nach eigenem Bekunden in genau dieser Form in keiner einzigen Rede jemals ausgesprochen.


Er sagte zwar etwas inhaltlich ähnliches, den Wortlaut dieses Zitats hat er jedoch erst beim Schreiben seiner Autobiographie verzapft.


Warum also müssen wir Fotografen, egal ob Hobby- oder Berufsknipser die altehrwürdigen Herren Adams, Newton, Cartier-Bresson und Konsorten bemühen, in dem wir die ihnen in den Mund gelegten Zitate wiederkäuen?


Ich versteh's einfach nicht und ....

ehrlich gesagt ...

 

es nervt mich ein klein wenig.

Es schleicht sich bei mir das Gefühl ein, dass mithilfe von Zitaten einem mittelmäßigen Foto nachträglich etwas mehr kulturelle Tragweite eingehaucht werden soll.
Nur funktioniert das eben nicht.

Zumindest nicht in meinen Augen.

 

Nehmen wir mal eines der wohl am häufigsten hervorgezerrte Zitat in der Fotografie:

 

"In Farbe fotografiert man die Kleidung eines Menschen, in schwarzweiß hingegen seine Seele"

 

Dieser Ausspruch wird unverhältnismäßg oft in Verbindung mit schwarzweißen Portraits mitgeliefert.

Wertet er aber nun wirklich ein mittelmäßiges bis schlechtes Portrait auf?
Ich habe bewusst mal das links stehende "Selfie" hervorgekramt. Aus gutem Grund habe ich es bisher nicht veröffentlich, denn ich halte es für ein Foto, bei dem noch deutlich Luft nach oben ist.

 

  • schlechter Bildausschnitt
  • falsch geblitzt
  • ausbaufähiger Gesichtsausdruck
  • und schief isses auch noch

Wenn ich nun dieses Foto in das oben genannte Zitat einwickeln und es in einer beliebigen Foto-Gruppe (gleich, auf welcher Plattform) veröffentlichen würde, was würde wohl geschehen?

 


Vermutlich gäbe es einige "Likes" und ein paar Kommentare, die voraussichtlich in die Richtung "tolles Portrait" gehen würden.
Aber macht das Zitieren eines großen Fotografen mein Bild wirklich besser?
Das glaube ich ganz bestimmt nicht.

 

Auf mich wirkt diese Zitierwut insgesamt eher überflüssig bis peinlich.

 

 

 

Ein Zitat gibt es jedoch trotzdem, das ich mir häufig ins Gedächtnis rufe. Speziell wenn ich Panoramen fotografiere ist es mein ständiger Begleiter und veranlaßt mich, immer noch einmal zu überlegen, ob ich denn nun wirklich alle benötigten Fotos gemacht habe, die ich für das Panorama machen wollte.

Und zwar bevor ich die Location verlasse ...
Seit es mir in Essen passiert ist, dass ich bei einem 360°-Panorama im Innenraum einer Kirche vor lauter Ratscherei mit einem guten Freund eine Position schlicht vergessen habe, ist es mir noch präsenter.
Mal eben 600km fahren, um das Foto zu wiederholen, das ist halt nicht so einfach.

 

Dieses Zitat habe ich von Paddy Ludolph, dem Betreiber des Fotoblogs Neunzehn72.de

 

Es lautet schlicht und ergreifend

"Haben ist besser als brauchen!"


Bleiben Sie mir in diesem Sinne gewogen,

bis zum nächsten Mal!

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